Heute haben wir mal das Viertel verlassen und sind ins benachbarte Heslach (70199) gegangen. Dort haben wir die Matthäuskirche am Erwin-Schoettle-Platz besucht und ein paar Fotos für euch gemacht. Vom Kirchturm aus kann man auch den Rand von 70180 sehen: Die Alte Weinsteige.
Blick auf den Erwin-Schoettle-Platz, benannt nach dem ehemaligen stellvertretenden Bundestagspräsident der SPD.Die Karl-Kloß-Straße wurde nach dem Politiker Karl August Kloß benannt, der als SPDler für den Wahlkreis Württemberg I im Reichstag saß. Als er 1908 verstarb, fand einer der größten Trauerzüge der Stuttgarter Geschichte statt. Als sein Sarg beim Krematorium am Pragfriedhof ankam, marschierten die letzten Teilnehmer gerade erst in Heslach los.Vor der Eröffnung des Heslacher Tunnels im Jahre 1991 führte der stadtauswärtige Verkehr der B14 durch die Möhringer Straße.Der Turm des Alten Feuerwehrhaus Süd. Heute ist es ein Gemeinwesenzentrum. Dahinter die Brauerei „Stuttgarter Hofbräu“Hinter dem Marienhospital sieht man die Häuser an der Alten Weinsteige. Postleitzahl? 70180!Am Waldrand zu sehen: Die Lerchenrainschule.Die Matthäuskirche wurde 1881 fertiggestellt. Sie wurde im Auftrag der Stadt Stuttgart gebaut.Karlshöhe
Die im Krieg stark beschädigte Kuppel der Matthäuskirche wurde zwischen 2009 und 2011 aufwändig restauriert.
Das alte Taufbecken in der Matthäuskirche
Das Kruzifix über dem Altar stammt aus einer Kapelle, die schon im 15. Jahrhundert in Heslach stand.Zwei junge Tauben haben ihr Nest im Glockenturm der Matthäuskirche.Das Uhrwerk der KirchenuhrAufgang zu den GlockenAlle zwei Wochen muss die Mesnerin die mechanische Kirchenuhr aufziehen.
Kevin Okolowski steht seit fast 20 Jahren hinter der Theke des Café Herbert’z und versorgt das Viertel mit Koffein. Wir haben ihn besucht.
Kevin lacht. Und tratscht. Mit den Gästen, die sich um die Theke drängen und ihren Morgenkaffee trinken. Den macht Kevin nebenbei. „Lach in den Tag, dann lacht er zurück“, sagt der 33-Jährige, der hier hinter der Theke steht, seit er 14 ist. Sein Vater Herbert hatte das Café Anfang der Neunziger an der Ecke Immenhofer Straße und Mozartstraße eröffnet, als das Viertel noch einiges rauer war. Seit dem hat sich drinnen nicht viel geändert. Heute gibt es auch ein paar Sitzplätze, aber das Leben spielt sich an den Stehtischen ab. Hier treffen sich jeden Morgen die Stammgäste auf dem Weg zur Arbeit. Handwerker, Geschäftsführer, Kreative – beim Kaffee sind sie alle gleich. Wer neu ins Viertel kommt, lernt hier schnell Leute kennen. Oder kann sich in Ruhe hinter der Tageszeitung verstecken. „Jeder nimmt hier das mit, was er will“, sagt Kevin.
Wäre Kevin ein Oktopuss, könnte er noch schneller Kaffee kochen.
Morgens um halb sechs ist Kevin noch allein im Laden, über dem er wohnt. Er schiebt die Brezeln und Brötchen in den Ofen. Wenn er um sieben das Herbert’z öffnet, kommen die Leute und drängen sich um das Zentrum des Cafés: ein bronzenes Ungetüm, einem Steampunk-R2D2 gleich. „Die Kaffeemaschine ist die Magie des Ladens“, sagt der Barista. Leider ist der fast schon antiken Elektra Belle Epoque die Magie ausgegangen – sie wird derzeit grundüberholt. An ihrer Stelle steht ein Fremdkörper: ein knallroter Kasten, der an einen verunglückten Lamborghini erinnert. Das Ersatzgerät macht ordentlich Dampf, von dem man sich wünscht, er verhülle den Blick darauf. Die Stammgäste sind irritiert. Sie fragen besorgt nach dem Wohlergehen ihrer geliebten Maschine.
Kevin Okolowski wohnt über dem Café
Wenn Kevin nicht hinter seiner Theke steht, spielt er gerne Gitarre und singt. Manchmal auch für Gäste im Café. Seine Lieblingsorte im Viertel sind der Fangelsbachfriedhof und das Rondell am Mozartplätzle, wo er als Jugendlicher gerne mal mit seinen Kumpels ein zwei drei Bier getrunken hat.
Übrigens: Gründer Herbert ist nur noch im Namen des Cafés zu finden. Das Geschäft führt heute Kevins Zwillingsbruder Kim. Am Wochenende arbeiten hier deren Halbschwester und ihre beiden Söhne.
Und nochmal übrigens: Ab und zu gibt es abends Konzerte im Herbert’z. Wir haben unlängst darüber berichtet: Zum Artikel
Seit letztem Jahr kann man sich im Herbert’z auch betrinken
Produktdesign from hell: Die Ersatzkaffeemaschine.Viele Wohnungssuchen, wenige Angebote: Das schwarze Brett des Viertels.Kevin hat Spaß bei der Arbeit
Micha kennt seine Kundschaft. „Ich verbinde jedes Gesicht mit einer Zigarettenmarke“, sagt er.Manchmal errät er schon die Zigarettenmarke, wenn ein Kunde das erste Mal den Laden betritt. Nicht jeder, der in Michas Lädle kommt, raucht. Viele holen sich morgens ihre Zeitung, Kinder kaufen ihre Schulsachen. Aber das Herzstück des Ladens ist das Zigarettenregal. Micha hat es so von seinem Vorgänger Fred übernommen, der den Laden 31 Jahre lang geführt hat. „Ich habe mich ganz bewusst dafür entschieden, nichts zu verändern“, sagt Micha. Auch wenn ihm die Zigarettenhersteller schon todschicke Designregale andrehen wollten. So treu wie er der Ladeneinrichtung geblieben ist, sind Freds Kunden dem Laden geblieben.
Hat das Viertel im Blick: Labrador Marley
Vor sechs Jahren haben Micha und Marley, der damals erst ein dreiviertel Jahr alt war, den Laden übernommen. „Eigentlich ist es Marleys Laden. Ich mache den Verkauf“, sagt Micha. Marley ist sein schwarzer Labrador.Und der weiß ganz genau, wann die Schulkinder kommen, die mit ihm spielen möchten. Und wie die Sonne entlang der Heusteigstraße wandert, damit er sichin ihre Strahlen aufs Trottoir legen kann.
Marley liebt die Sonne. (Foto: Micha Schmidt)
Michas Lädle ist mehr als ein Kiosk, die Bank vor seiner Ladentürein Treffpunkt im Viertel. Hier trinkt man auch mal ein Feierabendbier, redet, lernt sich kennen.
Das Herzstück des Ladens: das Zigarettenregal
In Michas Regalen liegen neben dem üblichen Zeitschriften-Sortiment auch Titel, die man sonst nirgendwo findet. Manche von ihnen vertreibt ausschließlich er. Kein Wunder, unter seinen Kunden gibt es einige, die selbst Zeitschriften machen und ihm vorbei bringen. Die unzähligen Designer, die im Viertel ihr Büro haben, versorgen sich dort mit Lesestoff.
Exotische Ware: Einige der Titel im Lädle stammen aus dem Viertel, andere aus der ganzen Welt.
Micha hat noch einen zweiten Laden, in Gaisburg, zusammen mit seiner Frau, ist aber in Fellbach zuhause.Im Heusteig-Viertel ist der 38-Jährige eine Institution, wohnen möchte er hier aber nicht.Er genießt es, am Wochenende nicht jeden zu kennen, den er auf der Straße trifft.
Mehr als ein Kiosk: Für viele Kunden ist Michas Lädle ein Treffpunkt.Die Ecken ums Lädle sind Marley Revier.
Marley wartet auf Kundschaft.Michas Lädle aus der Kinderperspektive
Michas Lädle
Michael Schmidt
Weißenburgstraße 8
70180 Stuttgart
0711/ 608697