Das Geheimnis des Schlegelbaums

(von Dora Asemwald)
Der Cro-Magnon-Mensch hat’s erfunden: Das Bemalen von Wänden, insbesondere mit Motiven aus der Jagd und dem Tierverzehr. An einer steinernen Wand am östlichen Ende des Heusteigviertels entdecke ich ein prächtiges Fundstück paläolithischer Wandmalerei. Es zeigt Schlegel, die an einem Baum baumeln. Der Froscherdrang meiner inneren Paläontologin führt mich in einen Raum jenseits der Mauer. Dort zieren weitaus elaboriertere, postneolithische Gemälde die Wände. Sie widmen sich ebenso dem Sujet der Nahrungsaufnahme. Jedoch ohne Tiere. Ich erforsche den Raum und entdecke einen Stamm, der sich durch wilde Hautbemalungen und bunte Haartracht auszeichnet. Schnell finde ich heraus, dass die Wandbemalung von der Häuptlingin Kathi persönlich erstellt wurden. Im Gegensatz zu den Malern des Schlegelbaums handelt es sich bei ihr eindeutig um ein Mitglied der Art Homo Sapiens. Schlegel gibt’s hier nur vom Tofutier, in den Topf kommen hier ausschließlich Pflanzen und Pilze. Dieses Rätsel wäre gelöst. Ich stärke mich noch und mache mich auf, weitere Spuren der Cro-Magnons des Heusteigviertels zu suchen. Vielleicht verraten sie mir ja das Geheimnis des Schlegelbaums.

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Johanna Hausners Haare blühen

Lilafarbene Orchideenblüten rahmen die Stirn der 29-Jährigen, gehen in violette Hortensienblätter über, umranken ihr linkes Ohr und schmiegen sich an ihren Kopf, als sei das ihr natürlicher Lebensraum. Johanna Hausner ist die Blumenfrau. Die gelernte Floristin lebt ihren Beruf. Seit wenigen Wochen führt  sie den neuen Blumenladen „Blattwerk“ in der Heusteigstraße.

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Davor war sie dreieinhalb Jahre lang Floristin bei Merz & Benzing in der Stuttgarter Innenstadt. Der Blütenschmuck in ihrem Haar wechselt täglich, seinen Farben ordnen sich Kleid, Make-up und sogar die Brille unter. „Ich war schon als Kind so“, sagt Johanna Hausner, die immer viele schöne Rückmeldungen für ihr florales Outfit bekommt. „Es sind auch schon Männer in den Laden gekommen, die wollten mich komplett, als Blumenarrangement, kaufen“, erzählt sie. Das gehe natürlich nicht. In dem Laden in der Heusteigstraße kann sie sich voll entfalten. Sie bindet nicht nur Blumen für ihre Kunden dort, sondern macht wöchentlich wechselnde Firmendekorationen, etwa für Bogner, Max Mara, Marc Cain oder Louis Vuitton. Da habe sie sich viele Freiräume erarbeitet, sagt sie. Eins zu eins nach einem vorgegebenen Bild zu arbeiten, ist nichts für die kreative Johanna.

Außerdem bindet sie Brautsträuße, macht die Blumendeko für Hochzeiten oder Abendveranstaltungen. Sie bietet Blütenkränzebinden in Kindergärten oder bei Geburtstagsfeiern an und sie sucht sich Partner: mit einer Bekannten hat sie Törtchen gebacken und verziert, da wippt ein Röschen auf der Buttercreme, dort schmiegt ich ein pinkfarbener Blütenkelch um einen Tortenboden.

Und auch im Laden, der nicht nur Blumen, sondern auch feine Accessoires anbietet, nimmt Johanna wechselweise ausgewählte Artikel anderer Händler ins Sortiment. Johannas Lieblingsjahreszeit ist der Herbst. Da schenkt die Natur ihre Lieblingsfarben aus: Magenta, Violett, tiefdunkle Beerenfarben. Dieselben Farben, in denen heute ihr Haar blüht.

Text: Eva Heer | Fotos: Martin Zentner

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Die Blumenfrau Johanna Hausner bei

Blattwerk Floristik
Christina Gomez de Claus e.K.
Heusteigstraße 84, 70180 Stuttgart

blattwerkfloristik.de


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Eröffnungsveranstaltung

Samstag, 23. Juli, ab 16 Uhr

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Fernsehbericht über Johanna Hausner:

http://www.ardmediathek.de/tv/gr%C3%BCnzeug/Leuchtende-Herbstgestecke/SWR-Fernsehen/Video?bcastId=249330&documentId=30772418