Das Geheimnis des Schlegelbaums

(von Dora Asemwald)
Der Cro-Magnon-Mensch hat’s erfunden: Das Bemalen von Wänden, insbesondere mit Motiven aus der Jagd und dem Tierverzehr. An einer steinernen Wand am östlichen Ende des Heusteigviertels entdecke ich ein prächtiges Fundstück paläolithischer Wandmalerei. Es zeigt Schlegel, die an einem Baum baumeln. Der Froscherdrang meiner inneren Paläontologin führt mich in einen Raum jenseits der Mauer. Dort zieren weitaus elaboriertere, postneolithische Gemälde die Wände. Sie widmen sich ebenso dem Sujet der Nahrungsaufnahme. Jedoch ohne Tiere. Ich erforsche den Raum und entdecke einen Stamm, der sich durch wilde Hautbemalungen und bunte Haartracht auszeichnet. Schnell finde ich heraus, dass die Wandbemalung von der Häuptlingin Kathi persönlich erstellt wurden. Im Gegensatz zu den Malern des Schlegelbaums handelt es sich bei ihr eindeutig um ein Mitglied der Art Homo Sapiens. Schlegel gibt’s hier nur vom Tofutier, in den Topf kommen hier ausschließlich Pflanzen und Pilze. Dieses Rätsel wäre gelöst. Ich stärke mich noch und mache mich auf, weitere Spuren der Cro-Magnons des Heusteigviertels zu suchen. Vielleicht verraten sie mir ja das Geheimnis des Schlegelbaums.

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Feiern ohne Tiere

Ich könnte mich nur noch von Pflanzen ernähren. Unter einer Bedingung: Roman wäre mein Privatkoch. Ist er aber nicht. Er kocht im Super Jami in der Bopserstraße. Er und seine Partnerin Kathi haben das „Vegan-Deli“ vor einem Jahr gegründet und das wurde letzten Samstag gefeiert.

Der Laden ist voll. Aber das ist er eigentlich jeden Mittag. Kein Wunder, weil nicht nur Veganer dort essen, sondern auch eingefleischte Allesfresser. Warum? Weil es schmeckt. Alles ist frisch, keine fertigen Fleischersatzprodukte, die versuchen mittels Lebensmittelchemie so zu schmecken, als wäre ein Weber-Grill explodiert. Das Chili sin Carne schmeckt besser als die meisten hackfleischigen Varianten, die ich kenne.

Sehr angenehm: Niemand versucht mich hier mit erhobenen Zeigefinger zum Fleischverzicht zu bekehren. Hier ist das Essen das schlagende Argument.

Singer Songwriter Stumfol
Unterhält die Gäste beim Pflanzenessen: Singer Songwriter Stumfol

Zur Feier gibt’s heute Livemusik. Ansonsten lädt hier gerne mal Punk zum Pogotanzen ein. Den spielt Singer und Songwriter Stumfol heute aber nicht.

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Schmeckt auch ohne Tiere: veganer Miniburger

Serviert wird ein kleiner Querschnitt der Karte, die neben Frühstück, Sandwiches, Wraps, Snacks und Salaten auch ein täglich wechselndes Gericht bietet, welches mich immer wieder auf’s Neue überrascht.

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Super-Jami-Gast Putte schaut in den „Mal mich Kasten“.
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Anja Haas schaut raus und zeichnet.
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Das kommt dabei raus, wenn ich ins Loch schaue.

Ein überdimensionales Vogelhäuschen mit Goldlametta neben dem Eingang weckt meine Neugier. Ich schaue durchs Loch und ehe ich mich versehen kann, kommt ein Porträt aus einem Schlitz des sogenannten „Mal mich Kasten“. Drinnen sitzt die Illustratorin Anja Haas und zeichnet liebevoll jene, die sich vor den Kasten setzen.

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Seit einem Jahr an der Ecke Heusteig- und Bopserstraße: Super Jami

Besonders schön im Super Jami: Die Illustration von Wirtin Kathi, die die Wand zieren. Diese kann man auch in ihren Kochbüchern wie „Kochen ohne Tiere“ bewundern.

Leider hat Super Jami abends nur bis 20 Uhr geöffnet, aber irgendwann müssen die Jamis auch mal Pause haben.

SUPER JAMI
Bopserstraße 10
70180 Stuttgart

Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 11.00–20.00 Uhr

info@super-jami.de
0711/32099749

super-jami.de

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Kathi Bretsch